Weibliche Stimmen zur Amazonas-Synode

Unsere Mitarbeiterin Márcia Santos Sant'Ana hat an einer nachsynodalen Fachtagung zum Thema „Wege einer ökologischen Umkehr – die Herausforderungen der Amazonas-Synode“ teilgenommen. Die Konferenz fand zwischen dem 6. und 11. November 2019 im Burkardushaus in Würzburg statt. Einige ihrer Eindrücke hat Frau Sant'Ana in einem kurzen Beitrag für uns zusammen gefaßt. Sie schreibt:

"Zur Diskussionsrunde angereist waren auch einige der SynodenteilnehmerInnen, wie z.B. der Präsident des Indigenen-Missionsrates Bischof Roque Paloschi, der Franziskanerbischof von Óbidos Bernardo Johannes Bahlmann,  der ehemalige Bischof von Xingu Erwin Kräutler sowie Sr. María Irene Lopes dos Santos, Generalsekretärin des kirchlichen Amazonas-Netzwerkes REPAM. Es wurde u.a. über die Bedeutung der Synode für die Länder Lateinamerikas und für die Pastoral in Deutschland, die indigenen Völker im 'gemeinsamen Haus' und die Menschenrechte der Ureinwohner diskutiert. Der Umgang der Kirche mit den Indigenen trägt koloniale Züge, da sie die Spiritualität und den ökologischen Lebensraum der Menschen zu wenig berücksichtigt. Es ist nötiger denn je, dass die synodalen Texte je nach Region an die entsprechende Kultur angepasst werden, insbesondere bei den über 400 indigenen Völkern und afrikanischen Nachfahren von Sklaven. Erst dann bekäme die örtliche Kirche das von den meisten SynodenteilnehmerInnen geforderte 'Amazonasgesicht'.

Besonders die Perspektiven für Frauen in der Kirche nach der Synode wurden in einer der Arbeitsgruppen kontrovers debattiert. Schwester Irene betonte mehrmals:  die Kirche in Amazonien hat ein 'weibliches Gesicht' mit unzähligen Sorgen für die nicht offiziell ernannten Gemeindeleiterinnen. Der soziale Kontext der Frauen in dieser Region ist geprägt von einer wachsenden Gewalt gegen das weibliche Geschlecht, sei es in Form sexueller Misshandlung, Menschenhandel oder Femizid (Frauenmord). Andererseits sind gerade Frauen die Anführerinnen der sozialen Veränderungen: sie verteidigen Grund und Boden unseres 'gemeinsamen Hauses'.

Eine weitere starke Stimme während der Tagung war die von Schwester Birgit Weiler, missionsärztliche Schwester, Professorin an der Jesuitenuniversität in Lima (Peru) und Beraterin der lateinamerikanischen Bischofskonferenz.  Schwester Birgit fordert Gleichberechtigung in allen Diensten. Die zentrale Bedeutung der Frau muss endlich von der Kirche formell anerkannt werden. Es wäre schon ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, wenn in der Amazonas-Synode Frauen ein Stimmrecht gehabt hätten. Da jedoch die Oberen von Brudergemeinschaften ein solches hatten, Frauen mit derselben Funktion in ihren Gemeinschaften jedoch nicht, kann man noch nicht von einer gleichberechtigten Kirche reden. Dabei hätte es keinen Grund gegeben, die Synodenordnung nicht zu ändern. Wertschätzung und Anerkennung sind längst überfällig.

Ein harmonisches und gleichberechtigtes Miteinander der Völker und Geschlechter bleibt eine Aufgabe, der sich die Kirche nach der Synode weiter stellen muss. Denn:  'Alles ist miteinander verbunden in unserem gemeinsamen Haus', so lautet der Refrain eines brasilianischen Liedes, das während der Tagung immer wieder angestimmt wurde."

von li. nach re.: Sr. María Irene Lopes dos Santos (Generalsekretärin des kirchlichen Amazonas-Netzwerks REPAM), Rodrigo da Silva (Sachgebietsleiter Projektarbeit - Weltkirche Erzdiözese Freiburg), Márcia Santos Sant'Ana (Franziskaner Mission Dortmund)

von li. nach re.: Fabiana Lourenço Müller (Sozialpsychologin), Márcia Santos Sant'Ana (Franziskaner Mission Dortmund), Bischof Dom Bernardo Johannes Bahlmann ofm (Diözese Óbidos)

Hier gelangen Sie zu einem kurzen Film über eine andere Synoden-Nachlese-Veranstaltung im Haus am Dom/Frankfurt am 28.10.2019, der auch einige fotografische Eindrücke von der Synode selbst enthält.