Beunruhigende Nachrichten von den Franziskanern in Syrien

Heute wurden uns vom Büro für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung (JPIC) in Rom zwei Nachrichten weitergeleitet, die am 01. und am 04.10.2012 von Franziskanern aus den beiden syrischen Städten Aleppo und Knayeh gesendet wurden. Beide Berichte sind beunruhigend und alarmierend.

01.10.2012

„Friede und Heil.

Wir waren jetzt 35 Tage lang ohne Internet. Allen Brüdern in Syrien geht es gut. Die Situation in Aleppo wird jedoch von Tag zu Tag schwieriger.

Am 31. August hat eine Bombe die nördliche Ecke unseres Klosters in Ram getroffen. Dadurch sind einige Steine aus der Mauer herausgebrochen und die Fensterscheiben zerstört worden. Das Dach eines Lagerraumes, das vor kurzem repariert worden war, ist komplett herunter gekommen. Auch die Türen und Fenster der benachbarten Schule, die durch die Regierung konfisziert worden ist, wurden zerstört, obwohl sie erst kürzlich nach den ersten Bombentreffern repariert worden waren. Eine andere Bombe ist direkt vor unserer Kirche und unserem Kloster im Stadtteil Azizieh eingeschlagen und hat die zweite Etage des Gebäudes zum Teil beschädigt. Zum Glück sind keine Bewohner zu Schaden gekommen. Mit herzlichen Grüßen und weiterhin verbunden im Gebet,

Bruder Georges Abu Khazen ofm“

04.10.2012

„Lieber Pater Kustos,

heute, am Franziskustag, möchten wir Dir unsere herzlichen Gebete und Gedanken aus diesem Land senden, das momentan so sehr leidet. Außerdem möchten wir Dir aktuelle Informationen aus der Region geben.

Hier in Knayeh ist es in den letzten drei Tagen zu zwei Angriffen gekommen, um die Verbindungsstraße zwischen den Orten Knayeh und Yacoubieh zu unterbrechen. Dabei sind drei Soldaten verstorben und 15 Menschen verletzt worden. Terroristen haben drei christliche Jugendliche und einen Aleviten gekidnappt. Um sie zu befreien, mußten wir hohes Lösegeld zahlen. Bevor sie jedoch befreit wurden, hat man sie unzählige Male gefoltert.

Unser Dorf Knayeh ist überfüllt von Menschen, die nach den Massakern aus Aleppo geflohen sind. Die Landstraße, die Knayeh mit Jisr verbindet, wird unglücklicherweise immer gefährlicher. Tagtäglich explodieren ein oder zwei Minen. Den Schwester, die gemeinsam mit uns arbeiten, geht es gut und sie erledigen ihre Arbeit mit viel Hingabe.

In Ghassanieh ist die Lage sehr schlecht. Vor vier Tagen haben die Rebellen zwei alevitische Dörfer und eine christliche Ortschaft (Hallouz) angegriffen, und es kam zu einem Scharmützel mit der Armee. Dabei sind sehr viele Soldaten und Rebellen ums Leben gekommen. Wir haben mit Pater Filippo und den Schwestern gesprochen, um zu erfahren, ob es ihnen gut geht oder ob sie sich in Gefahr befinden und ihnen angeboten, nach Knayeh zu kommen. Gestern haben wir mit Ibrahim, einem unserer Mitarbeiter aus unserem Kloster in Ghassanieh gesprochen. Er berichtete, dass rund 1.200 Rebellen in Ghassanieh eingefallen seien und große Teile der Bevölkerung nach Latakia und Aleppo geflohen seien. An diesem Vormittag hat er ein Auto organisiert, aber in Jisr wurde er von Schüssen und Soldaten aufgehalten, die ihn leider wieder zurückgeschickt haben. Er hat dann Pater Filippo um die heilige Kommunion gebeten. Kannst Du Dir vorstellen, was wir heute für einen „Festtag“ hatten?!

Lieber Pater Kustos, ich bitte Dich von Herzen: bete für uns zum heiligen Franziskus und all unseren Heiligen, damit sie uns in dieser schwierigen Zeit beschützen

Die Franziskaner in Knayeh“

Spenden für die Franziskaner in Syrien können geschickt werden an:
Kommissariat des Heiligen Landes, Klosterstr. 17, 59457 Werl
Konto: 55 050 400, BLZ 472 603 07, Bank für Kirche und Caritas, Paderborn
Vermerk: Hilfe für Syrien
Das Kommissariat des Heiligen Landes in Werl, leitet eingehende Spenden zeitnah  durch die franziskanische „Kustodie des Heiligen Landes in Jerusalem“ nach Syrien weiter. Bei Angabe der vollständigen Adresse kann eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden.